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Sonntag, 20. November 2011
Tansania - Fazit
Nun bin ich schon seit drei Wochen wieder zu Hause und das übliche Fazit steht noch aus. Ich bin mehrmals darauf angesprochen worden, dass ich mich in meinem Blog beschweren würde über die schlechten Zustände vor Ort, über schlechte Busse, Dreck und Schmutz, obwohl ich das doch erwarten müsste in einem der ärmsten Länder dieser Erde.
Dass dies so rüber gekommen ist, hatte ich nicht beabsichtigt. Beim Schreiben lasse ich mich von meiner Stimmung leiten. Meine Texte zeigen an, wie ich mich beim Schreiben gefühlt habe. Dass da an gewissen Stellen Frustration durchscheint ist deshalb durchaus normal. Auch wenn ich es erwartet habe, dass ich in klapprigen Bussen reisen muss, so wird es dadurch auch nicht zu einem schöneren Erlebnis. Genervt hat mich dabei vor allem, dass ich einen weit besseren Bus für den halben Preis hätte nehmen können, und dass die Buslinie, die ich beschrieben habe, auch unter Einheimischen nicht sehr beliebt ist.
Auf solchen Reisen durchlebt man viele Hochs und Tiefs. Rückblickend betrachtet passiert jedoch Erstaunliches: Plötzlich lächelt man über die negativen Erlebnisse, und man ist froh, sie erfahren zu haben. Negatives prägt weit mehr als positives, und zeigt einem viel anschaulicher, wie gut wir es haben in unserem Luxushotel Deutschland. Und es zeigt einem, dass man noch so viele Nachrichtenbeiträge und Magazine über Entwicklungsländer sehen kann, und man dennoch nicht weiß, wie es dort wirklich zugeht.
Ich hatte natürlich auch erwartet, dass man mich als Tourist als einen wandelnden Geldbeutel betrachten würde. Das ist in jedem armen Land so, bis zu einem gewissen Ausmaß. Ich bin auch bereit, etwas mehr zu bezahlen als Einheimische. Doch ich fühle mich schlichtweg ausgenommen, wenn ich für dieselbe Leistung den doppelten bis vierfachen Preis bezahlen muss, nur weil ich eine andere Hautfarbe habe. Der Vergleich hinkt zwar, aber: Wie würden bei uns in Deutschland die Schweizer reagieren, wenn wir ihnen aufgrund ihrer Herkunft alles 30% teurer berechnen als Deutschen? Ist Armut ein valides Alibi für unethisches Verhalten?
Auch wenn sich der physische Schaden in Grenzen hält (ob ich jetzt 6 oder 12 Euro für eine Busfahrt bezahle, ist wirklich relativ egal angesichts der Gesamtkosten), so hindert diese Mentalität einen daran, die Menschen näher kennen zu lernen.
Als ich einmal in Stone Town unterwegs war, wo man alle 50 Meter von einem Kerl angelabert wird, der einem was verkaufen will, habe ich zwei nette Jungs getroffen, die auf einer Mauer saßen und Kasawa aßen. Sie haben mir angeboten, auch davon zu probieren. Und was dachte ich in diesem Augenblick als allererstes? "Die wollen hinterher bestimmt Geld dafür haben."
DAS ist es, was ich so schade finde. Diese Jungs wollten nur nett sein, sie wollten mich kennen lernen. Später bin ich mit einem der beiden ein wenig durch die nächtlichen Straßen gelaufen, wir haben uns über alles mögliche unterhalten. Es war nett, es war interessant. Doch leider enden viele Begegnungen dieser Art mit der Aufforderung, ihnen doch für die "Stadttour" oder das Zeigen der richtigen Richtung Geld zu geben.
So störend wie in Tansania habe ich das bisher noch nie empfunden. In Asien wurde ich jedenfalls noch nie kilometerweit von den Kerlen verfolgt. Und genau aus diesem Grund steht dies auch häufig in meinem Blog. Von herumreisenden Pärchen oder Gruppen habe ich jedoch auch gehört, dass die Kerle oft zufrieden waren, wenn man ihnen ein deutliches Nein an den Kopf geworfen hat. Das hat bei mir nie funktioniert, was ich mal darauf zurück führe, dass ich alleine unterwegs und somit "Freiwild" war.
Dennoch hatte ich in Tansania trotz all der negativen Dinge auch viele wunderschöne Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Eines davon, das ich niemals vergessen werde, ist eigentlich relativ simpel.
Als wir auf Safari im Ngorongoro-Krater Rast machten und wir dazu aus dem Jeep aussteigen durften, waren nach einiger Zeit die meisten anderen Touristen vom Picknickplatz verschwunden. Ich ging ein paar Meter einen Hügel hinauf, oben über die Kuppe, gerade so weit, dass ich die Autos und die Menschen hinter mir nicht mehr sehen konnte, und ich nur noch die offene Wildnis vor mir hatte.
Ich spürte den staubigen Boden unter meinen Füßen, sah hinein in die Weite. In der Ferne der aufragende Kraterrand, dazwischen weidende Büffelherden, vereinzelte Vegetation, und keinerlei menschliche Einflüsse. Nichts. Ich stellte mir vor, alleine hier zu sein. Ich und die Natur. Ich spürte ein seltsames Gefühl in mir: Es war zum einen verstörend, weil ich mich der Natur schutzlos ausgeliefert fühlte. Aber es war auch ein Gefühl absoluter Freiheit, als wäre ich mit einem Mal von allen Zwängen der Zivilisation befreit.
Die ganze Zeit, in der man im Jeep unterwegs ist, fühlt man sich wie in einem Erlebnisbähnchen im Vergnügungspark. Man fährt auf festgelegten Bahnen durch eine Erlebnis-Landschaft. Man fühlt sich sicher. Nichts kann passieren.
Doch sobald man die Füße auf den Boden setzt und in dieser Landschaft herumspaziert, fühlt sie sich "echt" an. Man spürt erst dann, dass all dies wirklich existiert, dass es nichts künstliches ist. Dass man sich in diesem Moment der Natur ausliefert, sich ihr unterordnen muss, und nicht umgekehrt, wie das sonst der Fall ist in dem, was wir Zivilisation nennen.
Genau dieses Erlebnis, diese paar Meter auf dem staubigen Boden des Ngorongoro-Kraters, werden mir für immer im Gedächtnis bleiben. Allein dafür hat sich das Geld gelohnt.
Und damit schließe ich diese Passage meines Reiseblogs, und freue mich bereits auf die nächste Tour. Wo auch immer mich diese hinführen wird.
Dass dies so rüber gekommen ist, hatte ich nicht beabsichtigt. Beim Schreiben lasse ich mich von meiner Stimmung leiten. Meine Texte zeigen an, wie ich mich beim Schreiben gefühlt habe. Dass da an gewissen Stellen Frustration durchscheint ist deshalb durchaus normal. Auch wenn ich es erwartet habe, dass ich in klapprigen Bussen reisen muss, so wird es dadurch auch nicht zu einem schöneren Erlebnis. Genervt hat mich dabei vor allem, dass ich einen weit besseren Bus für den halben Preis hätte nehmen können, und dass die Buslinie, die ich beschrieben habe, auch unter Einheimischen nicht sehr beliebt ist.
Auf solchen Reisen durchlebt man viele Hochs und Tiefs. Rückblickend betrachtet passiert jedoch Erstaunliches: Plötzlich lächelt man über die negativen Erlebnisse, und man ist froh, sie erfahren zu haben. Negatives prägt weit mehr als positives, und zeigt einem viel anschaulicher, wie gut wir es haben in unserem Luxushotel Deutschland. Und es zeigt einem, dass man noch so viele Nachrichtenbeiträge und Magazine über Entwicklungsländer sehen kann, und man dennoch nicht weiß, wie es dort wirklich zugeht.
Ich hatte natürlich auch erwartet, dass man mich als Tourist als einen wandelnden Geldbeutel betrachten würde. Das ist in jedem armen Land so, bis zu einem gewissen Ausmaß. Ich bin auch bereit, etwas mehr zu bezahlen als Einheimische. Doch ich fühle mich schlichtweg ausgenommen, wenn ich für dieselbe Leistung den doppelten bis vierfachen Preis bezahlen muss, nur weil ich eine andere Hautfarbe habe. Der Vergleich hinkt zwar, aber: Wie würden bei uns in Deutschland die Schweizer reagieren, wenn wir ihnen aufgrund ihrer Herkunft alles 30% teurer berechnen als Deutschen? Ist Armut ein valides Alibi für unethisches Verhalten?
Auch wenn sich der physische Schaden in Grenzen hält (ob ich jetzt 6 oder 12 Euro für eine Busfahrt bezahle, ist wirklich relativ egal angesichts der Gesamtkosten), so hindert diese Mentalität einen daran, die Menschen näher kennen zu lernen.
Als ich einmal in Stone Town unterwegs war, wo man alle 50 Meter von einem Kerl angelabert wird, der einem was verkaufen will, habe ich zwei nette Jungs getroffen, die auf einer Mauer saßen und Kasawa aßen. Sie haben mir angeboten, auch davon zu probieren. Und was dachte ich in diesem Augenblick als allererstes? "Die wollen hinterher bestimmt Geld dafür haben."
DAS ist es, was ich so schade finde. Diese Jungs wollten nur nett sein, sie wollten mich kennen lernen. Später bin ich mit einem der beiden ein wenig durch die nächtlichen Straßen gelaufen, wir haben uns über alles mögliche unterhalten. Es war nett, es war interessant. Doch leider enden viele Begegnungen dieser Art mit der Aufforderung, ihnen doch für die "Stadttour" oder das Zeigen der richtigen Richtung Geld zu geben.
So störend wie in Tansania habe ich das bisher noch nie empfunden. In Asien wurde ich jedenfalls noch nie kilometerweit von den Kerlen verfolgt. Und genau aus diesem Grund steht dies auch häufig in meinem Blog. Von herumreisenden Pärchen oder Gruppen habe ich jedoch auch gehört, dass die Kerle oft zufrieden waren, wenn man ihnen ein deutliches Nein an den Kopf geworfen hat. Das hat bei mir nie funktioniert, was ich mal darauf zurück führe, dass ich alleine unterwegs und somit "Freiwild" war.
Dennoch hatte ich in Tansania trotz all der negativen Dinge auch viele wunderschöne Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Eines davon, das ich niemals vergessen werde, ist eigentlich relativ simpel.
Als wir auf Safari im Ngorongoro-Krater Rast machten und wir dazu aus dem Jeep aussteigen durften, waren nach einiger Zeit die meisten anderen Touristen vom Picknickplatz verschwunden. Ich ging ein paar Meter einen Hügel hinauf, oben über die Kuppe, gerade so weit, dass ich die Autos und die Menschen hinter mir nicht mehr sehen konnte, und ich nur noch die offene Wildnis vor mir hatte.
Ich spürte den staubigen Boden unter meinen Füßen, sah hinein in die Weite. In der Ferne der aufragende Kraterrand, dazwischen weidende Büffelherden, vereinzelte Vegetation, und keinerlei menschliche Einflüsse. Nichts. Ich stellte mir vor, alleine hier zu sein. Ich und die Natur. Ich spürte ein seltsames Gefühl in mir: Es war zum einen verstörend, weil ich mich der Natur schutzlos ausgeliefert fühlte. Aber es war auch ein Gefühl absoluter Freiheit, als wäre ich mit einem Mal von allen Zwängen der Zivilisation befreit.
Die ganze Zeit, in der man im Jeep unterwegs ist, fühlt man sich wie in einem Erlebnisbähnchen im Vergnügungspark. Man fährt auf festgelegten Bahnen durch eine Erlebnis-Landschaft. Man fühlt sich sicher. Nichts kann passieren.
Doch sobald man die Füße auf den Boden setzt und in dieser Landschaft herumspaziert, fühlt sie sich "echt" an. Man spürt erst dann, dass all dies wirklich existiert, dass es nichts künstliches ist. Dass man sich in diesem Moment der Natur ausliefert, sich ihr unterordnen muss, und nicht umgekehrt, wie das sonst der Fall ist in dem, was wir Zivilisation nennen.
Genau dieses Erlebnis, diese paar Meter auf dem staubigen Boden des Ngorongoro-Kraters, werden mir für immer im Gedächtnis bleiben. Allein dafür hat sich das Geld gelohnt.
Und damit schließe ich diese Passage meines Reiseblogs, und freue mich bereits auf die nächste Tour. Wo auch immer mich diese hinführen wird.
Freitag, 28. Oktober 2011
Sansibar - Strand
Ein Strand ist ein Strand ist ein Strand. Theoretisch. Ein Stück Ufer mit mehr oder weniger fein zermahlenen Steinen. Manchmal mit mehr oder weniger schönen Ausblicken, manchmal mit mehr oder weniger schöner Bebauung und mehr oder weniger Leuten. Dieser hier bei Paje an der Ostküste von Sansibar Wirkt wie eine zum Strand mutierte Arztpraxis: Weiß, fast schon steril, recht langweilig.
In Malaysia habe ich zwei Tag am schönsten Strand meines Lebens verbracht: Eine ruhige Bucht, Bungalows direkt am Strand, ruhiges Wasser ohne Wellen, keine Gezeiten, viele Fische, sogar ein paar Korallen, sodass man direkt vom Strand aus schnorcheln konnte. Und das alles für ein Viertel des Preises, den man hier bezahlt.
Obwohl die Strände auf Sansibar zu den besten der Welt gehören sollen: Mich beeindruckt das nicht sonderlich im direkten Vergleich mit Pulau Perhentian. Der Sand ist schön, ja. Die türkisen Schattierungen des Wassers sind genial. Die Wanderungen über das Watt bei Ebbe haben ihren Reiz. Man kann den bunt gekleideten Frauen zuschauen, wie sie Seegras ernten, auch wenn es dafür eigentlich viel zu heiß ist. Der Bungalow für 35 Dollar pro Nacht ist total okay. Es ist meine bisher teuerste Übernachtung in diesem Land. Ich esse das teuerste Essen überhaupt, heute habe ich allein rund 20 Euro für Verpflegung ausgegeben. Und das nicht nur, weil ich es mir die letzten zwei Tage noch gut gehen lassen will, nach all den Entbehrungen der letzten zwei Wochen, sondern ganz einfach deshalb: Es geht hier gar nicht anders!
Der Tourismus in Afrika scheint auf die falsche Weise entstanden zu sein. Aus Europäern und Amerikanern, die hier damals für ein Heidengeld ihre Safaris gemacht haben. "Jeder Mzungu ist reich" hat mir ein Beach Boy gestern gesagt, ja fast schon vorgeworfen, nachdem ich sein Angebot abgelehnt hatte, für 80 Dollar eine Schnorcheltour zu machen. 80 Dollar! Davon kann hier jemand (mit Entbehrungen) einen Monat lang leben.
Der Tarangire-Nationalpark hat gut gezeigt, welch unterschiedliches Maß hier angelegt wird: Ostafrikaner zahlen 80 Cent Eintritt, Nicht-Ostafrikaner zahlen 30 Euro. Ganz selten bekommt man einen lokalen Preis. Wenn man das Glück hat, in einem lokalen Restaurant zu essen zum Beispiel. 2-3 Euro für eine riesige Platte mit Reis, Gemüse- oder Fleischsauce, dazu die übliche Cola. Ungefähr 10 Dollar für eine Übernachtung in einem Budget-Hotel ist auch total in Ordnung. Aber hier auf der Insel ist die Welt verdreht: 35 Dollar ist fast schon die unterste Grenze. Fürs Essen werden fast westliche Preise verlangt.
Und dafür hat man dann diese weiße Wüste zum Sich-Braten-Lassen.
Okay, ich gebs zu: Ich relaxe hier und versuche es mir gut gehen zu lassen. Morgens jogge ich den Strand entlang, mache ein paar Fitnessübungen. Dann gehe ich etwas schwimmen, wobei mich jedoch das Seegras stört, das überall rumschwimmt. Dann ist das Wasser weg und ich laufe fast einen Kilometer weit nach draußen, in der sengenden Hitze. Der Ort, wo ich eigentlich hin möchte, kommt und kommt nicht näher. Dann trete ich auf einen See-Igel, seine Dornen bohren sich in meinen Fuss. Einige davon stecken jetzt noch drin - ich krieg sie nicht mal mit der Pinzette wieder raus. Ein Junge, der mit mir eine Schnorcheltour macht (für 20 Dollar - immer noch zuviel, aber die Fahrt mit dem Fischerboot ist ein Erlebnis für sich), gibt mir den Tip, den weißen Saft aus der Papaya-Schale drauf zu schmieren - dann kämen die Dornen wohl von selbst raus. Da bin ich mal gespannt. Dann Essen, mal wieder, eine Pizza für 6 Euro, dann relaxen, mal wieder - blöd dass ich kein Buch mehr habe -, dann nochmal den Strand auf- und ablaufen, dann Essen, again, diesmal für 10 Euro...
Ich bin jetzt eineinhalb Tage hier und ich habe genug! Ich will wieder weg! Was treiben die Menschen hier bloß wochenlang?
Morgen gehts zurück nach Stone Town, wo ich versuche Ethopian Airlines dazu zu bringen, mich in Sansibar einsteigen zu lassen statt in Dar Es Salaam. Wär auch ziemlich bescheuert, wieder zurück zu gehen. Der Rückflug hat so schon die bescheuertste Zeit überhaupt: Um 4 Uhr morgens.
Es geht mir gut. Es war schön. Sogar hier, am Strand. Bis auf die Sache mit dem See-Igel und dem Moment, als ich von einer Kuh rücksichtslos umgerannt wurde, weil ich ihr im Weg stand. Erlebt man ja nicht jeden Tag.
Ich freu mich wieder auf zu Hause
In Malaysia habe ich zwei Tag am schönsten Strand meines Lebens verbracht: Eine ruhige Bucht, Bungalows direkt am Strand, ruhiges Wasser ohne Wellen, keine Gezeiten, viele Fische, sogar ein paar Korallen, sodass man direkt vom Strand aus schnorcheln konnte. Und das alles für ein Viertel des Preises, den man hier bezahlt.
Obwohl die Strände auf Sansibar zu den besten der Welt gehören sollen: Mich beeindruckt das nicht sonderlich im direkten Vergleich mit Pulau Perhentian. Der Sand ist schön, ja. Die türkisen Schattierungen des Wassers sind genial. Die Wanderungen über das Watt bei Ebbe haben ihren Reiz. Man kann den bunt gekleideten Frauen zuschauen, wie sie Seegras ernten, auch wenn es dafür eigentlich viel zu heiß ist. Der Bungalow für 35 Dollar pro Nacht ist total okay. Es ist meine bisher teuerste Übernachtung in diesem Land. Ich esse das teuerste Essen überhaupt, heute habe ich allein rund 20 Euro für Verpflegung ausgegeben. Und das nicht nur, weil ich es mir die letzten zwei Tage noch gut gehen lassen will, nach all den Entbehrungen der letzten zwei Wochen, sondern ganz einfach deshalb: Es geht hier gar nicht anders!
Der Tourismus in Afrika scheint auf die falsche Weise entstanden zu sein. Aus Europäern und Amerikanern, die hier damals für ein Heidengeld ihre Safaris gemacht haben. "Jeder Mzungu ist reich" hat mir ein Beach Boy gestern gesagt, ja fast schon vorgeworfen, nachdem ich sein Angebot abgelehnt hatte, für 80 Dollar eine Schnorcheltour zu machen. 80 Dollar! Davon kann hier jemand (mit Entbehrungen) einen Monat lang leben.
Der Tarangire-Nationalpark hat gut gezeigt, welch unterschiedliches Maß hier angelegt wird: Ostafrikaner zahlen 80 Cent Eintritt, Nicht-Ostafrikaner zahlen 30 Euro. Ganz selten bekommt man einen lokalen Preis. Wenn man das Glück hat, in einem lokalen Restaurant zu essen zum Beispiel. 2-3 Euro für eine riesige Platte mit Reis, Gemüse- oder Fleischsauce, dazu die übliche Cola. Ungefähr 10 Dollar für eine Übernachtung in einem Budget-Hotel ist auch total in Ordnung. Aber hier auf der Insel ist die Welt verdreht: 35 Dollar ist fast schon die unterste Grenze. Fürs Essen werden fast westliche Preise verlangt.
Und dafür hat man dann diese weiße Wüste zum Sich-Braten-Lassen.
Okay, ich gebs zu: Ich relaxe hier und versuche es mir gut gehen zu lassen. Morgens jogge ich den Strand entlang, mache ein paar Fitnessübungen. Dann gehe ich etwas schwimmen, wobei mich jedoch das Seegras stört, das überall rumschwimmt. Dann ist das Wasser weg und ich laufe fast einen Kilometer weit nach draußen, in der sengenden Hitze. Der Ort, wo ich eigentlich hin möchte, kommt und kommt nicht näher. Dann trete ich auf einen See-Igel, seine Dornen bohren sich in meinen Fuss. Einige davon stecken jetzt noch drin - ich krieg sie nicht mal mit der Pinzette wieder raus. Ein Junge, der mit mir eine Schnorcheltour macht (für 20 Dollar - immer noch zuviel, aber die Fahrt mit dem Fischerboot ist ein Erlebnis für sich), gibt mir den Tip, den weißen Saft aus der Papaya-Schale drauf zu schmieren - dann kämen die Dornen wohl von selbst raus. Da bin ich mal gespannt. Dann Essen, mal wieder, eine Pizza für 6 Euro, dann relaxen, mal wieder - blöd dass ich kein Buch mehr habe -, dann nochmal den Strand auf- und ablaufen, dann Essen, again, diesmal für 10 Euro...
Ich bin jetzt eineinhalb Tage hier und ich habe genug! Ich will wieder weg! Was treiben die Menschen hier bloß wochenlang?
Morgen gehts zurück nach Stone Town, wo ich versuche Ethopian Airlines dazu zu bringen, mich in Sansibar einsteigen zu lassen statt in Dar Es Salaam. Wär auch ziemlich bescheuert, wieder zurück zu gehen. Der Rückflug hat so schon die bescheuertste Zeit überhaupt: Um 4 Uhr morgens.
Es geht mir gut. Es war schön. Sogar hier, am Strand. Bis auf die Sache mit dem See-Igel und dem Moment, als ich von einer Kuh rücksichtslos umgerannt wurde, weil ich ihr im Weg stand. Erlebt man ja nicht jeden Tag.
Ich freu mich wieder auf zu Hause

Mittwoch, 26. Oktober 2011
Sansibar - Stone Town

Sansibar
In Dar Es Salaam bleibe ich nur eine Nacht und hebe noch etwas Geld ab, um am nächsten Tag auf die Insel überzusetzen.
Man soll sich wie in einem anderen Land fühlen, wenn man nach Sansibar kommt. Wie in einer anderen Welt. Ein bisschen was ist da dran. Früher waren die Länder Tanganyika und Sansibar voneinander unabhängig, und haben sich erst 1964 zu dem zusammen geschlossen, was heute Tansania heißt. Noch heute gibt es eine extra Regierung auf Sansibar, die allerdings nichts groß zu melden hat. Und man muss durch Customs & Immigration durch. Bekommt einen zusätzlichen Stempel in den Pass, selbst wenn man vom Festland aus einreist.
Sansibar hat eine lange kulturelle Geschichte. Die Araber bauten hier die meisten Gebäude und brachten den Islam ins Land. Kurz unterbrochen wurde all dies, als die Portugiesen einfielen, die wiederum von den Briten rausgeworfen wurden. Bald darauf kam der Sultan von Oman und erlangte die Kontrolle über die Insel. Sansibar wurde eines der wichtigsten Handelszentren der Welt, und tat sich vor allem hervor durch den Sklavenhandel, der hier Ende des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt fand.
Und so sieht die Stadt heute aus wie eine verwesende Mixtur aus arabischen, indischen und europäischen Einflüssen. Es gibt unzählige enge Gassen, die manchmal nur einen Meter breit sind. Stone Town ist quasi die Altstadt von Sansibar Town, der einzigen Stadt auf der Insel. Der Islam ist hier dominierend, über 95% der Einheimischen sind Moslems, dann kommen noch ein paar Hindus und einige wenige Christen. Auf den Straßen sind die Frauen vollständig bedeckt gekleidet, manche davon tragen sogar eine schwarze Burka, die nur die Augen frei lässt.
Das ist auch alles schön und gut, doch man merkt leider, was hier passiert ist: Die Einheimischen leben in diesen alten Häusern auf eine Weise, wie sie überall leben. Sie richten sich irgendwie ein, sodass sie gerade das nötigste haben. Und wenn sie was verkaufen wollen, basteln sie sich aus ein paar Brettern eine hässliche Hütte und stellen sich an den Straßenrand.
Restauration oder Renovierung scheinen Fremdworte zu sein. Man sieht es überall wo man hinkommt. Es gibt kaum neue oder zumindest erneuerte Gebäude, ab und zu ist vielleicht mal etwas eingerüstet. Alles was steht, wird so lange weiter benutzt, bis es zusammen fällt. Und wenn es zusammen gefallen ist, räumt niemand den Schutt weg. So läuft man hier durch die Straßen und sieht, wie die alten Gebäude regelrecht verfaulen. Wenn ich eine deprimierende Prognose wagen darf: In 100 Jahren wird hier alles kaputt sein und die Afrikaner werden wie überall sonst auf der Insel ihre Wellblechhütten aufgebaut haben: Ein paar Backsteine übereinander stapeln, Wellblech aufs Dach, und in seltenen Fällen ein wenig Farbe drüber. Sie haben hier schon den Innenhof des alten Forts mit Souvenir-Läden zugestopft. Und im historischen Haus des letzten Bischofs ist ein Schönheits-Salon eingezogen. Der Tourismus ist hier die wichtigste Einkommensquelle, aber selbst die Regierung hat bereits dem Abriss eines großen historischen Gebäudes zugestimmt, sodass an dessen Platz ein Hotel gebaut werden kann. Die Unesco protestiert dagegen, aber wie weit sie mit diesem Einspruch kommen, ist noch ungewiss.
Ich lasse mir von einem jungen Guide die Stadt ein bisschen zeigen. Auf dem Platz des alten Sklavenmarktes wurde eine Kirche gebaut. Darunter befinden sich noch zwei gut erhaltene Kammern, in denen die Sklaven damals "aufbewahrt" wurden. Was mich abseits von dem historischen Kram aber noch am meisten fasziniert ist, als er erzählt, dass er pro Jahr ungefähr einmal an Malaria erkrankt - und diese mit einem selbst gemixten Trank aus diversen Baumbestandteilen und Gewürzen innerhalb weniger Tage in den Griff bekommt. Und der Weltreisende hat mir erzählt, dass man hier in den Städten in guten Apotheken dasselbe Medikament gegen Malaria bekommt wie bei uns: Malarone. Hier heißt es nur anders und kostet statt 50 Euro nur 20 Dollar.
Anyway: Es ist ganz schön hier. Wenn ich auf den Straßen unterwegs bin, werde ich nur alle 100 Meter angelabert und nicht wie sonst alle 20. Das ist doch schon mal ein Fortschritt. Ich treffe zwei Jungs, die gerade vom Mittagsgebet kommen und mich einladen, mit ihnen etwas Kasawa zu essen, eine Frucht, welche die Grundlage für viele lokale Speisen bildet. Am nächsten Abend treffe ich einen von den beiden erneut. Wir gehen ein wenig durch die dunklen Gassen, er stellt mich all seinen Freunden vor und zeigt mir das Haus, in dem er zusammen mit seinen "Ersatzeltern" wohnt (seine richtigen Eltern leben auf Pemba, der Insel nördlich von Sansibar). Hier sitzen zwei Frauen auf dem Boden und kümmern sich um ein Baby. Daneben sitzt ein junger Mann, der von der einen Frau gebeten wird, kurz die Windel zu halten. Mit einem genervten, fast schon angewiderten Gesichtsausdruck wirft er das Ding nach kurzer Zeit wieder seiner Frau zu. Windelwechseln ist Frauensache, so wie Putzen, Waschen und Kochen. Das ist für Muslime absolut selbstverständlich. Genau wie die Tatsache, dass alle Muslime, die nicht oder nur sporadisch beten, Sünder sind und in der Hölle schmoren werden. Das erzählt mir der Junge, als ich ihn frage, warum offenbar nicht alle Männer zu den Gebetszeiten in die Moscheen gehen.
Am nächsten Tag mache ich eine "Spice Tour", die mir von vielen Reisenden empfohlen wurde. Doch ich bin nicht so begeistert: Es ist genau einer jener Touri-Touren, die ich so verabscheue: Eine Riesengruppe aus 20 Leuten wird durch die Gegend kutschiert wie auf einer Kaffeefahrt für Rentner. Auf der Gewürzfarm, die nur eine Demonstrationsfarm ist, verbringen wir gerade mal eine Stunde. Der Guide redet schnell und gelangweilt, er wartet nicht mal darauf, bis die ganze Gruppe um ihn herum steht. Es ist ganz interessant zu sehen, wie Vanille, Zimt und ähnliche Gewürze "am Baum" aussehen. Doch das ist es dann auch schon. Während der Tour laufen ein paar Jungs mit uns mit, die aus Palmblättern alberne Hütte, Ketten und Krawatten basteln, sie jedem Besucher ungefragt umhängen, und hinterher dafür das Bettelschälchen aufhalten - sowas nervt mich ja tierisch. Danach kommt der unvermeidliche Teil mit dem Verkaufsstand. Dann gibts Mittagessen - das beste an der Tour. Und schließlich fahren wir noch an einen kleinen Strand, um dort ein wenig zu schwimmen. Letztlich verbringen wir mehr Zeit mit Warten und Fahren und unnützen Tätigkeiten, sodass der Begriff "Spice Tour" eigentlich zu hoch gegriffen ist. Zwischendurch fühle ich mich wie ein Eindringling, wie ein dummer Tourist, der aus seinem Hotel geholt wird, um mal zu sehen, wie "die Leute da draußen" denn so leben. Aber gut, die meisten Leute mögen solches Zeug. Die hatten bestimmt ihren Spaß.
25. Oktober
26. Oktober
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